Vinicunca oder Palccoyo
Wer Bilder von Peru im Kopf hat, denkt auch häufig an die Rainbow Mountains. Mittlerweile gibt es zwei verschiedene Touren zur Auswahl. Einmal der klassische Berg Vinicunca, für den auch wir uns entschieden haben, zum anderen Palccoyo, der häufig als Alternative genannt wird. Dort fehlt jedoch das Red Valley, sodass wir uns gegen die weniger touristische und einfacher zu erreichenden Alternative entschieden.
Wir haben unsere Tour bei Exploor Peru gebucht, da ich vorab über Instagram mit ihnen Kontakt aufgenommen hatte und sehr viele Informationen zur aktuellen Situation vor Ort bekommen habe. Reisen zu Coronazeiten ist leider nicht so einfach möglich gewesen! Zum Beispiel war es für uns leider nicht möglich durch Red Valley zu laufen. Wir haben gehört, dass auch das ein absolutes Highlight ist, aber wir haben uns mit dem Aussichtspunkt auf das Red Valley begnügen müssen.
Randbedingungen
Die Wanderung vom Parkplatz bis zum Aussichtspunkt dauert zwischen zwei bis drei Stunden, trainierte Wanderer schaffen es auch in 1,5h. Es ist möglich bis zum letzten steilen Anstieg ein Pferd für ungefähr 16€ pro Richtung zu nehmen. Die Wanderstrecke beträgt 6km. Zwischen Parkplatz und Aussichtspunkt gibt es eine Toilette, für die ein wenig Kleingeld notwendig ist. Als wir da waren, durften wir sie allerdings nicht benutzen, da noch kein Wasser vorhanden war.
Morgenstund hat…
Es war mein Geburtstag, um 3 Uhr klingelte der Wecker. Müde, aber aufgeregt packten wir unseren Rucksack und standen um 3:30 Uhr fertig angezogen vor der Tür. Wir waren dick angezogen, trugen u.a. unsere einen Tag vorher erworbenen Babyalpaka Wollmützen und waren somit gut gegen die frostigen Temperaturen gewappnet. Mit einem kleinen Frühstückspaket von unserer Unterkunft stiegen wir zu unserem deutschsprachigen Guide ins Auto und fuhren zunächst 1,5h bis zu einem Frühstücksrestaurant. Wir stellten fest, dass wir die einzigen Gäste waren und machten es uns auf den Ledersitzen bequem. Die Zeit bis zum Frühstück dösten wir vor uns hin und dank Heizung im Auto war uns auch muckelig warm.
Buffet für Zwei
Am Restaurant angekommen, zogen wir erst einmal wieder unsere dicken Jacken, Mütze und Schals an und wagten uns dann in die Kälte. Auch im Restaurant waren es nur ein paar Grad über Null. Aber mit heißem Tee (natürlich Koka Tee) und heißem Rührei, war die Kälte gut zu ertragen. Es gab ein Buffet mit vernünftiger Auswahl und wir langten trotz früher Uhrzeit ordentlich zu. Na, zumindest Gunnar konnte schon wieder gut essen. Ein Buffet für uns allein war schon etwas, da könnten wir uns dran gewöhnen 😀
Höher und höher
Nach dem Frühstück suchten wir in absoluter Dunkelheit, bewaffnet mit unseren Handytaschenlampen, die Toiletten des Restaurants auf (überraschend gut und sauber). Danach ging es zurück zum Auto und nach einem kurzen Moment auf der Hauptstraße, bogen wir auf eine Nebenstraße in den Bergen ab und die Fahrt nach oben begann. Etwa eine Stunde brauchten wir für die kurvenreiche Schotterpiste. Sie führte durch kleine Dörfer und beglückte uns immer wieder mit spektakulären Ausblicken. Wir sahen schroffe Felsen, rötliche Steilwände, einen Fluss unten im Tal und ganz viele Tiere – Pferde, Lamas, Alpakas, Hunde, … In einem Dorf mussten wir eine kleine Summe bezahlen, als Eintritt in das Gebiet der Einheimischen.
Parken auf 4.600m
Nach etwa einer Stunde erreichten wir dem Parkplatz und spürten direkt, wie dünn doch die Luft auf über 4.600m ist. Wir waren mit das erste Auto, was wirklich sehr schön ist, da etwa 1.000—2.000 Touristen pro Tag die Regenbogen Berge besuchen. Auf unserem Weg nach oben sahen wir viele Einheimische mit Pferden, bzw. Muli´s, die Straße hoch wandern, bereit wie jeden Tag die Touristen bis zum letzten Anstieg reiten zu lassen. Für ca. 16€ kann man sich den Großteil der 6km langen Wanderung hochtragen lassen. Und wir müssen berichten, das haben wirklich sehr viele Menschen wahrgenommen. Die Wanderung ist an sich gar nicht so anspruchsvoll, aber bei der Höhe bis zu 5.100m kann selbst dem sportlichsten Menschen die Luft wegbleiben.
Koka Bonbons, Koka Schokolade, Koka Blätter
Das legale Wundermittel gegen die Höhenkrankheit ist Koka. Hierbei handelt es sich aber um die harmlose, nicht sinnesverändernde Form der Pflanze. Wir aßen beim Aufstieg Koka Schokolade und Koka Bonbons. Ob wirklich Koka, oder nicht doch der Zucker geholfen hat, dass wir ohne Probleme den Berg erklommen haben, werden wir wohl nie herausfinden. Ein paar Mal sind wir allerdings auch stehen geblieben, um ein bisschen den Herzschlag zu beruhigen. Das ist sehr wichtig in der Höhe, da es dort oben keine medizinische Versorgung gibt und ein Herzinfarkt nicht rechtzeitig behandelt werden könnte.
Step by step
Der Weg nach oben war wirklich schön. Wir waren umgeben von roten Bergen und der gerade aufsteigenden Sonne. Er war meistens eher eben und flach mit einem leichten Anstieg. Der Boden war gut zu begehen. Ein bisschen herausfordernd war dann allerdings der sandige/kiesige Aufstieg. Hier war es auch nicht mehr möglich hochzureiten, der steile Zickzack Anstieg muss von jedem zu Fuß begannen werden. Ein paar Menschen sahen wir schon oben stehen und wir konnten es nun kaum erwarten auch endlich oben anzukommen. Mit langsamen, aber konstanten Schritten arbeiteten wir uns immer weiter nach oben und achteten darauf unser Herz nicht zu schnelle schlagen zu lassen.
Glücklich und Sprachlos
Und dann waren wir plötzlich oben! Auf zahlreichen Fotos haben wir den Vinicunca bereits gesehen, dann aber direkt vor ihm zu stehen und die einzigartigen Farben zu bewundern war wirklich beeindruckend. Wir waren vielleicht mit acht anderen Touristen dort oben und konnten Fotos machen und den unfassbaren Ausblick genießen. Die Farben des Vinicunca wirkten schon fast surreal. Unterstrichen wurde das Ganze von bestem Wetter. Der Himmel war makellos blau und die Sonne hüllte die Umgebung in ein wunderschönes Licht ein.
Fernblick
Wir machten zahlreiche Fotos nach etwa einer halben Stunde gingen wir noch ein wenig weiter und betrachteten den Gletscher Ausengate. Hier waren wir komplett alleine, die anderen Touren blieben nur beim Vinicunca. Es lohnt sich definitiv diesen 5min Abstecher zu machen und die Berge und Landschaften im Umkreis zu bewundern. Die Mischung aus allem macht diesen Ort einfach zu etwas besonderem.
Abstieg
Nach einer weiteren halben Stunde etwa und zig weiteren Fotos, riet uns unser Guide, dass wir langsam absteigen sollten, um der Höhe nicht zu lange ausgesetzt zu sein. Da wir neben dem Fotografieren uns auch ausreichend Zeit genommen haben, in dem wir die Landschaft einfach nur bewundert haben, stimmten wir zu und liefen zurück durch das wüstenartige Tal. Nach etwa 1,5h erreichten wir den Parkplatz und begannen mit der kurvenreichen, aber spektakulären Abfahrt nach unten. Runter benötigten wir etwas weniger Zeit, als rauf, sodass wir etwa 50min später beim Restaurant vom Frühstück ankamen.
Und dann war es auch schon vorbei
Im Restaurant bekamen wir unser Mittagessen, was wir bereits beim Frühstück ausgewählt hatten. Es gab sogar eine Vorsuppe und insgesamt war das Essen sehr gut. Es sah aus wie ein typisch peruanisches Restaurant und keine Touristenabsteige, in die man häufiger bei solchen Touren gebracht wird. Im Garten sprangen zwei Welpen rum, mit denen wir kurz spielten und dann etwa 2h bis nach Cusco zurück fuhren. Wir verabschiedeten uns von unserem Fahrer und Guide und legten uns erst einmal eine halbe Stunde schlafen. Dieser Ausflug war wirklich ein absolutes Highlight!
Warum ist der Berg eigentlich bunt?
Der Berg befindet sich in einem vulkanischen Gebiet, in dem zwei tektonische Platten aufeinander treffen. Solche Gegenden weisen häufig einen hohen Anteil an Mineralien auf. Das Rot entsteht durch Eisenoxid, orange und gelb durch Eisensulfid. Chlorit färbt den Boden blau und die Grüntöne entstehen durch die Vermischung der gelben und blauen Schichten.
Fun Fact
Bis 2017 waren die Rainbow Mountains kaum bekannt, doch durch ein Foto auf Instagram wurde ein ganz großer Boom ausgelöst.
Kosten
Tour: 66 €/Person
Eintritt Nationalpark: 6 €/Person
Fazit
Wir sahen Wüstenlandschaften, Regenbogenberge, rote Täler, grüne Gebiete, schneebedeckte Gletscherspitzen und zahlreiche Lama und Alpakaherden. Alles an einem Ort. Wir zahlten vielleicht mehr als bei anderen Touranbietern, doch alleine schon mit als Erstes dort oben zu sein und die unfassbar faszinierende Landschaft für uns alleine zu haben, war jeden Euro wert. Wir hatten wirklich Glück mit dem Wetter, daher sah es bei uns besonders spektakulär aus. Unser Guide verriet uns, dass sie bisher noch nie so gute Verhältnisse dort oben gehabt hatte. Das Wetter hat mir also ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk gemacht. Wir haben gehört, dass es dort oben auch gerne einmal schneit.